„Lachen ist magnetisch“
19.04.2016 VON IRINA KORFF, Wendlinger Zeitung
Wendlinger Kulturzeit:
Die Gedichte des Deutschen Meisters im Poetry Slam trafen auf die Lieder des Chor4You
Der Wendlinger „Chor4You“ war am Sonntagabend Ausrichter eines musikalischen und wortgewandten Abends im Treffpunkt Stadtmitte.
Mit der Veranstaltung „Wort-Klang-Zauber“ traf Chormusik auf Poetry Slam.
Neben dem Chor stand Lars Ruppel, Deutscher Meister im Poetry Slam, auf der Bühne.
WENDLINGEN. Am Sonntag zeigten der „Chor4you“ unter der Leitung von Peter Joas und der Berliner Poetry Slammer Lars Ruppel im Rahmen der Wendlinger Kulturzeit eine noch nie dagewesene Kombination:
Chormusik stand gemeinsam mit Gedichten, unter dem Titel „Wort-Klang-Zauber“, auf der Bühne. So trafen Worte und Klänge aufeinander. Über 400 Zuschauer waren deswegen in den Großen Saal gekommen.
Zu seinem Auftritt in Wendlingen sagte Lars Ruppel: „Meine Biografie hat mit dem heutigen Tag ihren Höhepunkt erreicht.“ Für ihn ist es das erste Mal, dass er mit einem Chor auf der Bühne performed. Der gebürtige Hesse sieht den Auftritt als Experiment. Denn genauso wie Lieder, haben auch Worte ihre eigenen Klänge. „Wenn man beispielsweise Hund ausspricht, hört sich das schon wie ein Bellen an. Bei Katze sieht man aus wie eine Katze“, erklärt Ruppel dem Publikum.
Der 31-jährige Gedichtemacher erzählte auf der Bühne, wie er zu Poetry Slam gekommen ist: Schon in der Grundschule, wo man Sprache lesbar machen lerne, habe Ruppel mit dem Dichten begonnen. Später, während des Teenageralters, wandelte er sich zum Punker und hatte alles andere als Dichten im Kopf, bis eines Tages ein Freund auf ihn zukam und ihn dazu brachte, Gedichte zu schreiben. Mit seinen Gedichten ging er bis zu dreimal die Woche auf verschiedene Poetry Slams und wurde schließlich 2014 Deutscher Meister und 2015 Deutscher Vizemeister. Eine Ausbildung hat Lars Ruppel nicht. Nach dem Abitur war sein Wunsch Künstler zu sein, was er mittlerweile seit 13 Jahren verwirklicht hat.
„Holla, die Waldfee“ oder „Holger, die Waldfee?“
Seine Spezialität sind Gedichte über Redensarten: Von „Holla, die Waldfee“ bis „Mein lieber Herr Gesangsverein“. Sein aktuelles Buch mit dem titelgebenden Text „Holger, die Waldfee“, beruht Ruppels Angaben zufolge auf dem falsch verstandenen Spruch „Holla, die Waldfee“ und ist mit weiteren Gedichten über Redensarten gefüllt. Ruppel dichtet über die Waldfee: „Der Herr, der sich so echauffiert, ist grobschlächtig und unrasiert, und doch des Waldes treuester Geist: Es ist die Fee, die Holger heißt. Holger beherrscht den Wald, bis das Forstamt mit Ikea verhandelt und sagt: „Die brauchen Stühle und wir brauchen Geld. Alle gewinnen, so
leicht ist die Welt“. Doch diese haben die Rechnung ohne Holger gemacht. Die Natur wehrt sich – und schon ist Ruppel nicht mehr nur bei der Redewendung.
Typisch für Lars Ruppel sind diese moralischen Anekdoten. In Abwechslung mit dem Poetry Slammer präsentierte sich der Chor4you mit ganz unterschiedlichen Liedern. Von „Sah ein Knab ein Röslein“ über „Viva la Vida“ bis zu „So soll es sein, so kann es bleiben“ zeigte sich der Chor mit einem Mix aus verschiedenen Musikstilrichtungen. „Uns immer wieder neu zu erfinden und nicht nur an einer Stilrichtung hängen zu bleiben, macht große Freude. Wir sind immer wieder offen für neue Lieder“, sagte der Vorsitzende des Sängerbundes, Uwe Süßmann. Der Chor4you bewegte sich passend zu dessen Liedern auf der Bühne und verbreitete damit gute Laune im Saal. Spätestens bei dem Lied „Mas que nada“ wippte jeder Fuß im Publikum zum Takt. Die musikalische Begleitung übernahm das Trio Sebastian Schuster (Kontrabass) , Jochen Scheytt (Klavier) und Christoph Oellig (Schlagzeug).
Gelacht wurde an diesem Sonntagabend viel. Bereits während der Aufführungen bekamen die Künstler durch das Lachen und Klatschen des begeisterten Publikums sehr viel Anerkennung. „Lachen ist magnetisch und nicht ansteckend. Es ist ja keine Krankheit“, stellte der Poetry Slammer Lars Ruppel fest. Auch direkt nach den Aufführungen wurden die Künstler mit sehr viel Applaus belohnt sowie Rufen nach Zugabe.
Als Zugabe zeigte Lars Ruppel mit einem „Wortorchester“ die Gemeinsamkeiten von Musik und Worten, und wollte damit den Wortklang hervorheben. Jeder im Chor dachte sich ein Wort aus und auf Zeichen von Ruppel sagte derjenige in einem eigenen Rhythmus sein Wort. Diese rhythmusreiche und kreative Zugabe wurde mit reichlich Applaus belohnt. Auch nach der Veranstaltung erhielten die Musiker und der Poetry Slammer das Lob der Zuschauer.
Der Förderverein der Wendlinger Musikschule übernahm in der Pause und nach der Veranstaltung die Bewirtung. Die gesamten Einnahmen der Bewirtung kommen dem Förderverein zugute.