"Ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt"
14.11.2017 VON DIETMAR HIERL, Wendlinger Zeitung
Kurzweiliger Konzertabend mit dem Chor4you und zwei Bigbands unter dem Motto „Instrument und Klang“
WENDLINGEN. Am Sonntagabend lud der Chor4you des Sängerbunds Wendlingen zu einem Konzert zusammen mit der Basement Bigband Wendlingen und der Landes-Lehrer-Bigband Baden-Württemberg in den Treffpunkt Stadtmitte ein.
Der Vorsitzende des Sängerbunds, Uwe Süßmann, begrüßte mit launigenWorten ein erwartungsvolles Publikum und stellte den Abend unter das Motto: „Instrument und Klang“. Gewohnt dynamisch besetzten die einzelnen Instrumentengruppen ihre Plätze auf der Bühne und setzten nach und nach zu ihrem Eröffnungsstück „One a clock jump“ von Count Basie ein. Unter der Leitung von Martin Schmelcher hat sich diese Formation in klassischer Bigband-Besetzung, weit über die Stadtgrenze hinaus einen ausgezeichneten Ruf erspielt. Nachdem die Truppe erst eine Woche zuvor bei „It’s Showtime“ in gleicher Halle mitwirkte, meinte Saxofonist und Conferencier Andreas Keller mit einem Augenzwinkern: „Endlich mal wieder ein Auftritt in Wendlingen“. Dass man diese Band auch durchaus zweimal innerhalb einer Woche hören kann, ist ihrer Vielfältigkeit und ihrem großen Repertoire mit Jazz in seiner ganzen Vielfalt zuzuschreiben. Mit Franziska Gangl und Hendric Renz hat die Basement Bigband zwei hervorragende Jazz-Interpreten in ihren Reihen, die bei „As long as I’m singing“, „How sweet it is“ und gemeinsam bei „Lady is a tramp“ ihr ganzes gesangliches Können zeigten.
Zwischendurch und nach dem Auftritt immer wieder lang anhaltender Applaus zeigte, dass man sich diese Truppe auch durchaus ein drittes Mal innerhalb kurzer Zeit gönnen kann, nämlich wenn es am 10. Dezember im Schlachthof Nürtingen heißt: „Christmas Jazz“.
Eingebettet zwischen die beiden Bigbands hatte nun der veranstaltende Chor4You vom Sängerbund Wendlingen unter der Leitung ihres Dirigenten Peter Joas seinen Part des Abends. Eins fiel sofort auf. Viele Laienchöre halten sich meist verkrampft an ihren Notenblättern fest und trotz guter gesanglicher Leistungen springt dadurch der Funke nicht auf das Publikum über. Nicht so beim Chor4you.
Befreit von „Ballast“ hatte man Arme und Hände für so manche choreograische Einlage frei. Mit Stücken wie „I don’t mean a thing“ vo nDuke Ellington, „Get on your feet“ von Gloria Estefan und „Sir Duke“ von Stevie Wonder „rockte“ man dasPublikum, um dann zwischendurch mit „Londonderry Air“ ruhigere Töne anzuschlagen. Unterstützt von einer Small Big Band, bestehend aus Musikern der nachfolgenden Landes-Lehrer-Bigband wurde das vorgegebene Motto von Vorstand und Mitsänger Uwe Süßmann eingehalten und fein abgestimmt umgesetzt: „Instrument und Klang“. Wenn man dann noch einen altgedienten Sänger und Mitbegründer wie Heinz Benner mit leicht feuchten Augen im Publikum sieht, weiß man, der Chor4you ist auf dem richtigen Weg.
Lehrer-Bigband – Beamte! Das verbindet (fälschlicherweise) so mancher Zeitgenosse mit Ferien, trägen Staatsangestellten und weiteren anderen „Nettigkeiten“. Genau um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen gründeten im Jahr 2002 der langjährige Bandleader Tilman Jäger und der bis zum heutigen Tag als Sänger auf der Bühne stehende Klaus-Dieter Mayer die Landes-Lehrer-Bigband Baden-Württemberg.
In wechselnden Besetzungen ist diese klassische Bigband-Formation, lediglich bestehend aus (Musik-)Lehrern von Gymnasien und Realschulen aus allen Teilen des Landes (der Schlagzeuger ist vom RBG Wendlingen), ehrenamtlich und in ihrer Freizeit in Sachen Jazz im ganzen Ländle unterwegs. Schon vor dem ersten Ton der Band zeigte Frontmann Mayer, der mit gehöriger Portion Witz und Selbstironie auf die Lehrerschaft durch das Programmführte, wie locker die ganze Truppe drauf ist. „Schauen Sie nicht auf das Programm, zum Lesen ist es bei Ihnen eh zu dunkel und außerdem haben wir es geändert, weil so mancher seine Noten in den Ferien in der Karibik vergessen hat.“
Unter der Leitung von Stefan Zehnt ging dann „die Post“ ab. „Strike up the Band“ von Gershwin,„Come ly with me“ von Sammy Chan und „Murphys Gesetz“ von Ramond, um nur einige zu nennen, standen in verschiedenen Bearbeitungen und einzigartig von der Band interpretiert auf dem Programm. Mit zwei ruhigen Balladen von Roger Cicero erinnerten die Musiker in einer kleinen Hommage an den verstorbenen Sänger. Nach zweieinhalb Stunden Gesamtdauer des Konzertes war das Publikum keinesfalls müde und forderte den Lehrern mit begeistertem Applaus noch zwei Zugaben ab.