20 Jahre Anna-Verein Aichtal

Ein besonderes Geburtstagsständchen

30.09.2014
VON NICOLE MOHN, Nürtinger Zeitung

Der Verein Anna feiert sein 20-jähriges Bestehen:
Fünf Chöre singen zugunsten krebskranker Kinder

Seit zwei Jahrzehnten setzt sich der Verein Anna für krebskranke Kinder und ihre Familien ein. Fünf Chören aus der Region war das ein ganz besonderes Geburtstagsständchen wert: Mit einem außergewöhnlichen Konzert in der Neckartenzlinger Melchiorhalle gratulierten sie am Sonntag zum Jubiläum – und setzten dabei ihre Stimmen zugleich für die gute Sache ein.

NECKARTENZLINGEN. Angesichts der voll besetzten Halle klingelte es zugunsten des Vereins tüchtig in der Kasse. Die Diagnose Krebs bei einem Kind stürzt alle beteiligten Familienmitglieder in eine große Krise. Die seelischen Berg-°©‐ und Talfahrten zwischen Hoffen und Bangen, Operationen und Klinikaufenthalten. Für die Eltern ist der Spagat zwischen Sorge um das Kind und seine Betreuung und Beruf eine zusätzliche Belastung. Geschwister müssen sich neben der Angst um den Bruder oder die Schwester oft auch dem Gefühl von Einsamkeit oder Zurückgesetztwerden auseinandersetzen. Seit zwei Jahrzehnten bietet der Verein Anna betroffenen Familien den Raum, für eine Weile Abstand von der Krankheit zu gewinnen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und neue Kraft zu schöpfen. Mit einem speziellen kunsttherapeutischen Angebot kümmert sich der Verein auch um die Geschwisterkinder. Gerade hat der Verein sein neues Domizil in Aich eingeweiht, wo nun viel Raum für Begegnungen und Spiel ist (wir berichteten). Der Abend zeigte die Vielseitigkeit des modernen Chorgesanges.
Getragen wird das Angebot vor allem von vielen Helfern, die sich für „Anna“ einsetzen. Am Sonntag reihten sich die Männer und Frauen von fünf Chören in die lange Liste der Förderer des Vereins. In der zum Bersten voll besetzten Melchiorhalle zündeten die Sänger zugunsten von „Anna“ ein wahres Feuerwerk, das die Vielseitigkeit und Unterschiedlichkeit von modernem Chorgesang eindrucksvoll wiedergab.

Als Erstes kam das noch recht junge Vocalensemble Aichtal auf die Bühne. Seit dem Jahr 2014 gibt es den Chor, der mit seiner Chorleiterin Tania Schneider vor allem moderne Literatur singt. Sie begeisterten das Publikum vor allem mit der WM-Hymne „Waka Waka“, im Original von der Sängerin Shakira. Hörenswert auch die Version des Toto-Klassikers „Afrika“, den die Männer und Frauen mit einem akustischen Regenguss über der Savanne beginnen ließen.

Zu den bekannten Größen in der hiesigen Chorlandschaft zählt der Chor4you aus Wendlingen, der mit Dirigent Peter Joas nach Neckartenzlingen kam. Ergriffene Stille im Saal herrschte bei der Interpretation des Coldplay-Hits „Viva la Vida“, den die Männer und Frauen in wunderbaren Harmonien sangen. Bei dem Rocky-Titelsong „Eye of the Tiger“, der später am Abend noch einmal von der Chorwerkstatt in deutscher Version zu hören sein sollte, nahmen sie das Publikum spürbar mit. Resolut und knackig lieferten sich anschließend die Frauen und Männer des Chor4you einen coolen Sangesstreit bei „Hit the Road, Jack“.

Die Frauen von a tempo aus Wolfschlugen bewiesen unter Leitung ihres Dirigenten Wolfgang Proksch musikalische Vielfalt. Der Bogen spannte sich vom choralen „Joyfull sing“ über das sphärische „Adiemus“ mit seinem anspruchsvollen Solopart hin bis zum tempogeladenen „Topfen der Zigeuner kaut“ von Kodály und dem schmelzenden Song „Moonglow“ aus der Goodman-Ära.

Die Chorwerkstatt aus Neckartenzlingen mit ihren Dirigentinnen Gudrun Fahr und Heike Weis nutzte das Konzert für „Anna“, um ein Best of aus seiner erfolgreichen Musical-Produktion „Unsere Firma“ zu zeigen. Zu den Klängen von „Conquest of Paradise“ zog das große Ensemble auf die Bühne, wo es besonders mit „It’s Raining Men“ begeisterte und das Publikum zum Mitklatschen und Mitwippen brachte. Noch einmal fieberten die Fans der „Firma“ auch mit, als die Solisten Larissa Roth und Andreas Kerber mit dem Queen-Klassiker „Somebody to Love“ suchten.

Glanzpunkt des Konzertes aber war der Auftritt von Melo’diva, dem Ensemble von Susanne Dünnebier. Seit 2008 setzt der kleine Chor mit seinen außergewöhnlichen Konzerten in der Region immer wieder Akzente. Für das Benefiz-Konzert wählte die Gesangspädagogin eine Reihe afrikanischer Weisen und traditioneller Lieder auf Zulu und Swahili aus, die mit ihrer Intensität und Dichte den Zuhörern unter die Haut gingen. Nicht nur an ihren farbenfrohen Kleidern im afrikanischen Stil merkte man dabei, wie intensiv sich die Sängerinnen mit den Liedern auseinandergesetzt haben. Vielmehr gelang es ihnen, die komplexen Harmonien perfekt zu transferieren. Beim Makawaya-Song „Yakanaka Vhangeri“ stimmte Chorleiterin Susanne Dünnebier mit ihrem wundervollen Mezzosopran einen Wechselgesang mit ihren exzellent ausgebildeten Sängerinnen an, der den in jeder Sekunde fesselnden und bewegenden Auftritt des Ensembles der Musikschule Unterensingen krönte.

Zum Abschluss brachten die Chöre dem Verein „Anna“ noch ein Geburtstagsständchen. Applaus gab es aber nicht nur für die fünf Chöre, die ihre Stimme für den guten Zweck erhoben, sondern auch für den charmant durchs Programm führenden SWR4-Moderator Michael Branik.

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