C4Y 2019 Zeitensprünge 02 webEin kurzweiliges Gesamtkunstwerk

„Chor4You“ brilliert bei der Abschlussveranstaltung der Wendlinger Kulturzeit im Treffpunkt Stadtmitte

WENDLINGEN. Bei Chorveranstaltungen wird es immer beliebter, die Vorträge in eine Rahmenhandlung zu bringen oder einen gemeinsamen Bogen über alles zu schlagen. Dem Jungen Chor des Sängerbundes Wendlingen ist dies am Samstag als Abschlussveranstaltung der Wendlinger Kulturzeit bestens gelungen. Die „Zeitensprünge“ betitelte Idee, die Gesangsbeiträge mit gespielten Tagesschau-Einlagen, lustigen Videoeinspielungen und gelungenen Bildprojektionen zu unterstützen, geriet zum kurzweiligen Gesamtkunstwerk.

Daran hatten außer den Gesangsakteuren auf der Bühne besonders das begleitende Profi-Musikertrio sowie die perfekte Licht- und Tontechnik ihren Anteil.

Nach dem locker gesungenen Begrüßungslied „Lollypop“ gab der Erste Vorsitzende des Vereins, Uwe Süßmann, seiner Erleichterung Ausdruck, dass so viele Besucher den Weg zu der Veranstaltung gefunden hatten und wünschte viel Spaß mit dem Chor, der für seine genreübergreifenden Konzerte bekannt ist. Mit drei weiteren Chormitgliedern sorgte er im Weiteren für die originelle Moderation. Noch einmal doppelt so viele Chormitglieder konnten sich im Laufe des Programms als hervorragende Solisten zeigen.

C4Y 2019 Zeitensprünge 04 webDer erste Teil der Veranstaltung wurde mit bekannten Liedern der 50er- bis 80er-Jahre bestritten. Historisch ging es vom ersten Vinzenzifest, der ersten gewonnenen Fußball-WM und dem Rathausbau über die Freibaderöffnung bis hin zum Mauerfall. Vergessen wurden auch nicht der zweite WM-Sieg und das Pokalspiel der Unterboihinger Fußballer gegen den FC Bayern.

Einem vielschichtigen „Kriminaltango“ folgte das kecke „Hit the road Jack“, ehe nach einem flotten „Da Doo Ron Ron“ die Männer „Ticket to ride“ zum Besten gaben. Sehr angenehm und den Chor nie übertönend begleiteten Gregor Kissling, Sebastian Schuster und Oliver Locherer auf akustischem Klavier, Kontrabass und Schlagzeug.

Mit John Miles’ „Music“ gelingt ein Höhepunkt: Das in allen Stimmen sehr differenzierte Arrangement von O. Gies, auch für etliche weitere Titel im Programm verantwortlich, verlangt allen Singenden einiges ab. Rhythmisch präzises, bisweilen synkopisches Phrasieren, schwere harmonische Wechsel und eine große dynamische Palette. Nebenbei bemerkt, wie alle Lieder des Abends, auswendig gesungen, denn nur so kann eine unaufdringliche, hübsch anzusehende Choreografie gelingen.

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Als Zugabe „Music“ A-cappella und „Best day of my life“

Diese Qualität wird gehalten in „Sweet dreams“ mit schönen Steigerungen, im beschwingten „Eine neue Liebe“, in der flotten Michael-Jackson-Ballade „Man in the mirror“ und in dem – rhythmisch auf den Punkt gesungenen – nicht einfachen „Easy lover“. Dem völlig unaufgeregten Dirigat von Peter Joas sieht man nicht an, wie viel Probenarbeit hinter so einer Präsentation steckt.

C4Y 2019 Zeitensprünge 03 webNach gewohnt angenehmer Kulturzeitpause werden die Dekaden von 1990 bis heute thematisiert, die mit Schlagwörtern wie Projektchorgründung, dritte Partnerstadt, Euro, Papst und Sommermärchen bis zum vierten WM-Titel, dem ersten Deutschen auf der ISS und Bürgermeister Steffen Weigel verbunden sind. Musikalisch passt dazu „Over the rainbow“ mit schönem Doo-woop-Gesang, Ukulele und Solistenduo sowie die beiden Deutschpop-Nummern „Lasse redn“ und „So soll es bleiben“. Bei letzteren fällt auf, zu welch wunderbaren Chorarrangements diese im Original bisweilen flachen Popstücke gemacht werden können.

Mit dem rhythm’n’bluesigen „All about that bass“, dem folkig-hymnischen „Stitches“ und dem hypnotischen, schnell und einheitlich phrasierten „Cake by the ocean“ wird das Fass zugemacht.

Die begeisterten Zuhörer erklatschen sich mit Standing ovations mehrere Zugaben: ein jetzt rein A-cappella vorgetragenes „Music“ und „Best day of my life“. Für die Sängerinnen und Sänger des Chor4you war es vielleicht nicht der, aber sicher einer der besten Tage im Leben. Für die Wendlinger Kulturzeit, die sich 2020 zum zehnten Mal jährt, war es auf jeden Fall ein fulminanter, würdiger Abschluss.

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