Geburtstagswunsch: Bitte alle mitsingen
26.10.2016, von Reiner Wendang, Wendlinger Zeitung
Wendlinger „Chor4you“ feierte mit drei befreundeten Chören und überraschte mit einem abwechslungsreichen Programm
WENDLINGEN. Das 22-jährige Bestehen war Grund für das Jubiläumskonzert am Sonntagabend im Wendlinger Treffpunkt Stadtmitte, das unter dem Motto 2+2 stand. Je zwei Chöre sangen vor und nach der Pause. Eine gelungene Geburtstagsfeier. Zu dem gastgebenden gemischten Chor, der seinerzeit einer der ersten der Kategorie „Junger Chor“ war, gesellten sich der gemischte Jugendchor „Allegria“ der Musikschule, der Frauenchor „The Vocal Adventure“ und die „Stoiadler“, als Männerchor.
Der begrüßende Uwe Süßmann bedankte sich beim Gründungsdirigenten Joachim Schmid, wies auf die Bedeutung des Chorsingens hin und erklärte, dass der Erlös dieser Benefiz-Veranstaltung für die katholische Familienpflege im Dekanat Esslingen/Nürtingen bestimmt sei.
Und schon ging es los: mit den gesungenen Worten „Hallo, hallo – wie geht’s, wie steht’s“ schilderten die fast 50 Sänger des „Chor4you“ unter der Leitung von Peter Joas eine nette Begegnung. Die Texte waren gut phrasiert und gut zu verstehen, genauso wie im nächsten Lied, das sich der Handy-Sucht widmete. Mit „The colours of the wind“, einer Hymne an das Leben, die Natur, die Toleranz und die Liebe war ein erster Höhepunkt erreicht.
Dann wurde es rhythmischer und (auch choreografisch) bewegter in dem mitreißenden Oldie „Build me up buttercup“ und dem schönen, sehr transparenten „So soll es sein, so soll es bleiben“ mit „doo whoop“-Stellen in allen Stimmen und tollem Schlussakkord. Herbert Grönemeyers „Mambo“ zeigte, wie man auch einem Verkehrschaos etwas Gutes abgewinnen kann, und beim abschließenden, sehr beschwingten „Just sing it!“ konnte man auf die Idee kommen, dass diese „Neuen Chöre“ auch eine Konkurrenz für die Sportvereine sein könnten.
Mit dem fanfarenähnlichen „Tutti venite armati“, das man auf Deutsch als „Fahren wir froh im Nachen“ kennt, setzten die 21 jugendlichen Sänger von Allegria mit ihrem Leiter Jörg Dobmeier gleich einen unüberhörbaren Akzent. Zwei altenglische Stücke gefielen mit schönen Wechseln zwischen kleiner und größerer Besetzung. Ein altfranzösisches Lied zeigte, dass nicht erst heute der Rhythmus wichtig ist. Nach diesen vier „alten“ Weisen erklangen vier „moderne“: Der anrührende, über 30 Jahre alte Hit „Only you“ zeigte, dass er nichts verloren hat, das getragene „And so it goes“ ließ schöne Solostimmen hören und das rhythmische „I’m a train“ mit komplizierten Akkorden ging mit großem Applaus zu Ende. Dass die jugendlichen Sänger Spaß an der Musik ihrer „Mütter und Väter“ haben, zeigten sie in „California dreaming“ mit original Flötensolo und toller, bluesiger Klavierbegleitung.
Nach der Pause richtete die Leiterin der Familienpflege, Bettina Betzner, einige Worte ans Publikum und machte dann die Bühne frei für den Frauenchor der Nürtinger Jugend- und Kunstschule. Diesen und den nächsten Chor leitet und begleitet der bereits erwähnte Joachim Schmid. Bei den ersten beiden, altertümlichen Stücken von „The Vocal Adventure“ sah und hörte man tanzende Sängerinnen – sehr schön. Die nächsten zwei gaben sich klassisch, romantisch, um mit den weiteren das letzte Jahrhundert zu erreichen. Ein stilecht vorgetragener Calypso mit schönen Glissandi und zwei swingende Songs im Stil der Andrew Sisters zeigten ihre Vielfalt, immer mit hübschen Choreografien.
Dann rockte es im inbrünstigen Ruf nach einem Helden (die Solistin braucht kein Mikrofon, um sich durchzusetzen), der sogleich durch „vom Himmel regnende Männer“ erhört wurde, Klavier und Chor sehr „groovy“ und „bluesig“, was besonders den Sängerinnen viel abverlangt. Und sie standen leibhaftig auf der Bühne, mit Joachim Schmid acht Männer im besten Alter, an ihren Gürtelschnallen als die „Stoiadler“ zu erkennen. Die agierten frech, frisch und auch lyrisch, romantisch, machten „Tage wie diese“ zum Ständchen mit Publikum (durch die super Klavierbegleitung nicht so abgegriffen) oder drehten „Alle meine Entchen“ durch die Techno-Mühle. Im komödiantischen Schlagermedley hätten ein paar angesungene Akkorde genügt, und die Besucher würden alleine die nicht zur Lüge fähigen Tränen, das brüchige Marmor, Stein und Eisen oder den Namen an der Tür besungen haben.
Großartig gelang der Klassiker „La Montanara“, ganz ohne falsches Pathos. Beim „Mann im Mond“ gesellte sich der Frauenchor dazu, um den Jubiläumschor erweitert sang man zum Schluss zusammen einen beliebten irischen Segen.
Welch eine Dramaturgie, welch eine Begeisterung – welch ein Segen, dass Stimmen im Chor so heilbringend wirken!
Bleibt nur zu sagen „Happy Birthday 2 You“ lieber Chor 4you.