„Singen macht mir ganz viel Freude“
Werner Keller ist mit 87 Jahren der älteste Aktive beim Sängerbund Wendlingen
Er wird in diesem Jahr für 60 Jahre aktives Singen geehrt und ist mit seinen 87 Jahren derzeit der älteste aktive Sänger des Sängerbundes Wendlingen. Werner Keller singt aus Leidenschaft: „Das Singen macht mir einfach ganz viel Freude.“
Werner Keller hat Fotos und Zeitungsausschnitte über Konzerte, Liederabende und Unternehmungen des Sängerbundes gesammelt.
Es gibt ein Foto, das den gerade mal 18 Monate alten Werner in seinem Laufstall zeigt, wo er mit einer Mundharmonika in der Hand kess in die Kamera schaut. Schnell habe er statt dieses kleinen ein größeres Instrument gefordert, dann mit dem Klavierspielen begonnen und schon als Steppke überaus gerne gesungen, erzählt Werner Keller.
Schon als sechsjähriger Erstklässler sang er am ersten Schultag vor der ganzen Klasse das Kirchenlied „Jesu, geh voran“, und seine Mutter, die seine Leidenschaft für die Musik unterstützte, musste bei zwei Liedern, die er ihr auf dem Klavier vorspielte, immer entscheiden: „War das erste Lied schöner oder das zweite?“
Konzerte und Tonaufnahmen
1946, nach einer Zwischenstation in Polen, kam Werner Keller mit seiner Familie aus Bessarabien nach Kirchheim, wo er sein Abitur machte. 1954 zog die Familie nach Wendlingen um und er wurde Mitglied im Landsmännischen Chor der Bessarabien-Deutschen Wendlingen: „Wir haben Konzerte gesungen in der Turn- und Festhalle in Wendlingen, später in Ludwigsburg und in Backnang. Und im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg wurden Schallplatten- und Kassetten-Aufnahmen mit Volks- und Heimatliedern gemacht, die später in die ganze Welt an die Landsleute verschickt wurden.“
Nach der Auflösung dieses Chores singt Werner Keller seit 1984 als Erster Bass beim Sängerbund Wendlingen. Akkurat führt Keller, der 40 Jahre beim Finanzamt als Finanzbeamter im gehobenen Dienst tätig war, seither Buch über die Konzerte, Liederabende und Unternehmungen des Chors. Ein dicker Ordner mit Fotos und Zeitungsausschnitten hilft als Gedächtnisstütze. „Wir waren beim Deutschen Chorfest in Köln 1992, da habe ich einen kleinen Film gedreht und später gezeigt. Und wir sind 2003 beim Chorfest in Berlin aufgetreten“, erzählt er von den Höhepunkten im Vereinsleben.
Ein Ordner voll mit Erinnerungen
Besonders gern erinnert er sich an die Winterfeiern, bei denen nacheinander der Gesamt-, dann der Männer- und anschließend der Frauenchor sang, bevor im zweiten Teil kurze Theaterstücke und kleine Singspiele aufgeführt wurden. Und als 1995 ein junger Projektchor gegründet wurde, sang Keller fünf Jahre lang als Verstärkung mit.
Werner Keller ist vielfältig aktiv: Er sammelt leidenschaftlich Briefmarken und hilft bei der WERT-Initiative „Wendlingen mit Rat und Tat“ Hilfesuchenden bei einfachen Steuerfragen.
Werner Keller singt heute im Stammchor des Sängerbundes und bedauert sehr, dass wegen der Corona-Pandemie nun fast schon ein Jahr pausiert werden muss: „Proben, Konzerte und Geselligkeit, das fällt ja jetzt alles aus. Aber es ist halt so. Man kann nichts machen, man muss sich in Geduld üben. Alle Vereine leiden darunter, dass man sich zurzeit nicht in der Gemeinschaft treffen kann“, betont er.
Ob die Stimme während dieser Zwangspause einrostet? „Nein, im Moment ist sie noch ganz gut“, schmunzelt er und stimmt eines seiner liebsten Frühlingslieder an, den „Finkenwalzer“.